Betrachtung zum Sonntag Misericordias Domini von Pfarrer Markus Hammer (Hohenloher Tagblatt vom 22.04.2023):

Quo vadis? Wohin gehst du?

Die Frage nach dem ‚Wohin‘ beschäftigt uns immer wieder in unserem Leben. Vor allem bei den Übergängen des Lebens: Auf welche weiterführende Schule soll es gehen? Welchen beruflichen Weg schlagen wir nach der schulischen Ausbildung ein? Welchen Partner werden wir einmal heiraten? Es sind bei solchen Übergängen existenzielle Entscheidungen, die wir treffen. Und das in einer Welt, die gleichzeitig immer komplexer zu werden scheint. Eine Welt, die durch clevere Algorithmen in sozialen Medien Einfluss auf uns und unsere Meinung nehmen möchte. Da stellt sich die Frage, inwieweit wir überhaupt selbst unseren Weg bestimmen können. Dahinter steckt die Frage nach der Freiheit.

Im christlichen Glauben ist der frei, der sich dem Willen Gottes unterordnet. Was sich wie ein extremer Widerspruch anfühlt, ist wahrscheinlich der einzige Weg, Orientierung und Halt im Leben zu finden. Wer nach Gottes Willen fragt, nimmt Gott als Schöpfer des Lebens wahr und vertraut darauf, dass er einen Plan für das Leben hat. Dadurch wird der Glaubende unabhängig vom Mainstream und kann bei den Entscheidungen auf seinen Glauben, das Gebet und die Bibel zurückgreifen.

Auf diesen Weg des Glaubens begeben sich in den nächsten Wochen viele Jugendliche aus den evangelischen Kirchengemeinden. Sie werden sich an ihrer Konfirmation bewusst für ihre Taufe und damit für den Glauben an den dreieinigen Gott entscheiden. Sie erhoffen sich für ihr Leben Halt, Trost und Zuversicht. Und damit auch die Wegweisung Gottes.

Am morgigen Sonntag „Misericordias Domini“ geht es dazu passend um den guten Hirten, der für seine Schafe sorgt, der ihnen zu essen und zu trinken gibt, der dem verlorenen Schaf nachgeht, der den Durst nach Leben stillt und der den rechten Weg zeigt und unbeschadet ans Ziel führt. Jesus sagt von sich, dass er dieser gute Hirte ist: „Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Johannes 10,11a.27-28a). Wer Jesus vertraut und auf ihn hört, wird unbeirrt den guten Weg gehen und die richtigen Entscheidungen treffen. Im ersten Moment fällt es nicht leicht, sich von Gott leiten oder gar führen zu lassen, weil es mit einer bewussten Unterordnung zusammenhängt. Im zweiten Moment lasse ich mich aber lieber von dem Schöpfergott leiten, von dem alles kommt und auf den alles zulebt als von Algorithmen oder dem Internet geleitet zu werden.

Die Schafe waren mit ihren Hirten vom Landschaftspflegehof am 17. Januar 2023 durch Oberspeltach unterwegs.