,,Beten für den Frieden“ – Was bringt’s?

Seit Ende Februar sehen wir täglich die Bilder vom Krieg in der Ukraine im Fernsehen. Geflüchtete suchen bei uns Schutz. Hilfsgüter werden an die Grenzen der Ukraine gebracht. Deutschland liefert Waffen. Die EU verhängt Sanktionen. Der Krieg hat so vieles durcheinander gebracht und er­schüttert. Und wir – was können wir tun?

Wir können spenden, auf eine Friedenskundgebung gehen oder Beten.

Viele Kirchengemeinden im Kirchenbezirk und andernorts haben zügig Friedensgebete organisiert. Derzeit finden auch in unserem Distrikt abwechselnd in Gründelhardt, Oberspeltach, Hummelsweiler und Hohenberg Friedensgebete statt. Doch, hilft das überhaupt? Warum machen wir das? „Putin wird doch nicht aufhören nur weil wir hier beten“, so eine kritische Stimme dazu. Oder anders gefragt: „Beten – was bringt‘s?“

Wenn wir beten, wenden wir uns mit unseren Anliegen an Gott. Dabei kann Gott alles gesagt werden, was uns auf dem Herzen brennt: wir können ihn loben und ihm danken, zu ihm klagen oder von ihm bitten. Im Fall der Friedensgebete klagen wir Gott die Notlage in der Ukraine und bitten ihn darum, dass er den Menschen in diesem schrecklichen Krieg bei­steht, die verfeindeten Kriegsparteien mit­einander versöhnt und letztlich Frieden schafft. Wir beten dabei für andere und darum, dass Gott Gerechtigkeit schafft.

Und wir tun dies nicht nur, um unsere eigene Hilflosigkeit in Worte zu fassen, sondern weil wir glauben, dass Gott eingreifen kann in das Geschick dieser Welt, so wie es in vielen Erzählungen der Bibel beschrieben wird.

„Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“
(2. Mose 14,14)

– so fasst es dieser Bibelvers aus der Erzählung rund um den Auszug Israels aus Ägypten zusammen. Gott allein ist stark und mächtig genug ausweg­lose Situationen zu verändern.

Jesus selbst hat zu Gott gebetet und ihm seine Not geklagt. Er sagt:

„Alles, worum ihr den Vater in meinem Namen bittet, das wird er euch geben!“ (Joh 16,23)
Mit diesem Vertrauen zu Gott können wir Gott auch um Frieden bitten und darauf hoffen, dass er einen Weg aus diesem Krieg bahnt.

Man könnte nun kritisch einwenden und sagen „Ihr betet doch jetzt schon seit Kriegsbeginn. Aber an der Situation hat sich doch noch nichts verändert.“ Im ersten Moment mag dieser Einwand einleuchten, doch ist es zu kurz gedacht. Jesus fügt im selben Abschnitt hinzu:

„In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33).

Inmitten dieser Welt, die von Krieg und Terror geprägt ist, leben wir mit der Hoffnung, die von Ostern ausgeht. Jesus hat den Tod überwunden und geht als Sieger vom Platz. Das ändert die Perspektive auf die Welt: wir können diese Welt nicht mehr retten, weil sie schon gerettet ist. Das entlastet und befreit, nämlich von der Last dieses schreckliche Leid ohne Hoffnung auf ein gutes Ende hinnehmen zu müssen. Selbst, wenn viele Menschen derzeit Unrecht erfahren und womöglich im Krieg sterben, wird Gott ihnen Recht verschaffen und für Gerechtigkeit sorgen. Und zugleich befreit die österliche Perspektive zum Handeln: wir müssen diese Welt nicht retten, doch wir können dazu beitragen, dass sie sich zum Guten wendet. Und dabei ist Beten der erste Schritt: Ich richte mich aus auf Gott und lerne, die Welt mit seinen Augen zu sehen und für sie zu beten. Und so nehme ich im Gespräch mit Gott die Anliegen meiner Mitmenschen auf und bitte Gott um Hilfe. Ganz wie, wenn ich einen befreundeten Fachmann bitte, dass er sich bei einem Bekannten das kaputte Teil mal ansehen soll.

„Beten für den Frieden“ – was bringt’s also? Nicht nur Stärkung im Glauben, Gemeinschaft, neues Zutrauen in die Menschheit, Mut zum befreiten Handeln, sondern auch Hoffnung. Darauf, dass Gott heilsam eingreift. Hoffentlich schon sehr bald!

Was denken Sie? Wie können wir unseren Glauben weiter stärken? Haben Sie Ideen und Anregungen?

Schreiben sie mir gern an
christin.dinkel@elkw.de.
Ihre Pfarrerin Christin Dinkel
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