Wie viele Sprachen sprechen wir wohl hier in Honhardt, Hummelsweiler, Gründelhardt, Oberspeltach und den vielen anderen kleinen Ortschaften?

Vielleicht denken Sie jetzt daran, dass Sie mal in der Schule Englisch, womöglich auch Französisch gelernt haben. Manche von Ihnen sprechen vielleicht auch Russisch, Polnisch oder eine andere Sprache, weil ein Teil Ihres Lebens mit dieser Sprache verknüpft ist. An Pfingsten geschah ein Wunder – so erzählt es die Apostelgeschichte: Alle Menschen konnten die Predigt von Petrus in ihrer eigenen Muttersprache verstehen. Schön, wenn das immer so in unserer Gesellschaft wäre. Dann wären gleich auf einen Schlag viele potenzielle Missverständnisse ausgeräumt.

Am Anfang der Bibel wird beschrieben, dass es so einmal war. Alle Menschen sprachen eine einzige Sprache. Es gab nur das eine Volk mit der einen Sprache. Allerdings sprachen die Menschen eine Sprache, die von Angst geprägt war. Die Menschen hatten Angst davor voneinander getrennt und in die weite Welt zerstreut zu werden. Sie wollten lieber zusammenbleiben und sich gemeinsam einen großen Namen machen. So bauten sie einen mächtigen Turm bis hoch in den Himmel. Gott reagierte auf den sogenannten Turmbau zu Babel mit der Sprachenverwirrung. Seit diesem Zeitpunkt, so die Erzählung in 1. Mose 11,1-9 sprechen die Menschen unterschiedliche Sprachen.

Diese unterschiedlichen Sprachen machen uns auch heute noch zu schaffen. Viel zu leicht schleichen sich Missverständnisse oder Verständigungsprobleme ein. Außerdem ist es mühsam. Die Kirche mit ihrer ganz eigenen, zuweilen altmodisch klingenden Sprache und Tradition wird heutzutage oftmals nicht mehr verstanden:

Warum feiern wir überhaupt Pfingsten? Warum beten die Christen einen sterbenden Mann am Kreuz an? Warum hat Gott drei Namen, wenn es doch ein Gott ist

Die Kirche spricht ihre eigene Sprache und leider nicht immer die der Menschen. Hat die Kirche etwa Angst vor der Welt da draußen? So wie die Menschen von Babel Angst hatten, in die weite Welt zerstreut zu werden?„Kirche muss auf die Menschen zugehen und sich aus ihren alten Mauern herausbewegen!“ Das ist keine neue Forderung. Was jedoch die Corona-Pandemie in den letzten Monaten deutlich gemacht hat, lässt hoffen:  Aufbrüche sind möglich! Neue Gottesdienstformen oder Begegnungsmöglichkeiten wurden ausprobiert. Sei es beim Osterweg in Honhardt, bei Online-Gottesdiensten oder Gottesdiensten im Freien. Andachten und Predigten gab es zum Mitnehmen. All das sind Aufbrüche, die an das Pfingstereignis erinnern, als die Menschen die frohe Botschaft in ihrer Muttersprache verstanden haben. Die Kirche wurde damals in eine Vielfalt von Völkern und Sprachen hineingeboren. Die frohe Botschaft war also schon immer darauf angelegt, auf unterschiedliche Art und Sprache zu den Menschen getragen zu werden. Diese Zerstreuung in die Welt hinaus soll uns keine Angst machen, sondern dazu anregen, vielfältig und froh das Evangelium in unterschiedlichsten Formen und Sprachen unter die Leute zu bringen. Das ist die Botschaft von Pfingsten und der ständige Auftrag der Kirche. Lasst uns also – auch jetzt inmitten der Pandemie – wieder neu aufbrechen und kreativ werden, wie unsere christliche Sprache der Liebe, der Gemeinschaft und des sich Kümmerns aktiv gesprochen werden kann.

Ihre Christin Dinkel
Seit März Pfarrerin in der Kirchengemeinde Hummelsweiler

 

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