Das neue Parlament in Hummelsweiler

Hallo, darf ich mich vorstellen: Ich bin das neue grüne Parament in der Kirche in Hummelsweiler und schmücke hier seit dem Erntedankfest den Altar und die Kanzel. Finanziert werden konnte ich fast ausschließlich durch Spenden von Gemeindegliedern und dem Erlös einiger Veranstaltungen in der Gemeinde. Auch über einen Beitrag der VR Bank Ellwangen und der Kreissparkasse Ostalb konnte sich die Kirchenpflegerin freuen, so dass im Sommer dieses Jahres das Projekt auf den Weg gebracht werden konnte.

Meine Farbe Grün steht im Kirchenjahr für Wachstum und Entwicklung, die „festlosen“ Sonntage nach Trinitatis, in denen es um die Gemeinde geht. Entworfen wurde ich von der Diplomdesignerin Beate Baberske und hergestellt in Flachwebtechnik am Handwebstuhl in der Diakoneo Paramentik Neuendettelsau.

Ich bin um einiges kleiner ausgefallen als das alte Parament, aber als die Künstlerin in der Kirche in Hummelsweiler dem Kirchengemeinderat einige Entwürfe vorgestellt hat, wurde schnell klar, dass es schade wäre, wenn die schön geschnitzten Füße des Altars weiterhin versteckt bleiben würden. Deshalb sind sie jetzt sichtbar und rahmen mich ein.

Für das Sammeln der 258 Münzen, die in mich eingewebt werden sollten, wurden in den Geschäften in Hummelsweiler und Rosenberg Spendenboxen aufgestellt, und so konnte sich jeder Interessierte noch mit einem 50-Cent-Stück an meiner Herstellung einbringen.

 


Damit die Münzen je nach Lichteinfall auch hinter den grünen Fäden hervorglänzen, wurden sie von einer kleinen Gruppe Helferinnen auf Hochglanz poliert und dann nach Neuendettelsau geschickt.

Ein besonderes Erlebnis war für die Kirchenpflegerin und einige Kirchengemeinderätinnen aus Hummelsweiler der Ausflug zur Diakoneo Paramentik, um in der dortigen Werkstatt Schälrahmen, Webstuhl, das Schiffchen und den Weg der Münzen in den Stoff in Augenschein zu nehmen. Fazit: Jetzt verstehen wir auch den stolzen Preis, den eine solche Arbeit hat!

Die Gestaltung mit den Münzen kam der Künstlerin im Zusammenhang mit der Spendenaktion „Brot für die Welt“. Das Geld lindert den Hunger in der Welt, wird zum Saatkorn, das zum Brot werden kann. Eine direkte Verbindung stellt die Anordnung der 258 Münzen her, die durch die Reflexion des Lichts mein schlichtes Aussehen zugleich geheimnisvoll verändern.

An der Kanzel bilden die Münzen zusammen mit der hellgrünen, zentrierten Linie eine Ähre, die Frucht bringt. Gleichzeitig ist aber auch ein Weg zu sehen, ein Lichtstrahl, der das Dunkelgrün links und rechts durchbricht. Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.

Am Altar bilden vier Flächen aus Münzen ein Segenskreuz. Sie erinnern an das Gleichnis des vierfachen Ackers (Matth. 13,3-8), und viele lose, auf der Fläche verteilte Münzen sehen aus wie Körner, die bei der Ernte verloren gegangen sind. Liegen sie auf Steinen oder in den Dornen oder werden sie von Vögeln gefressen – oder geht die Saat auf?

So will ich in meiner einzigartigen Gestaltung zum Nachdenken anregen, die Gottesdienste für viele Jahre begleiten und auf meine Weise Glanz in den Kirchenraum bringen.

Text und Fotos: Gabriele Otterstätter

Fotos: Altar und Kanzel mit dem neuen Parament in der Kirche Hummelsweiler.

Foto unten links: Herstellung des Paraments auf dem Handwebstuhl in der Diakoneo Paramentik Neuendettelsau.