Das Interview führte das Redaktionsteam des Gemeindebriefs der Johannesgemeinde in Crailsheim.

* Erzählen Sie ein wenig von sich und aus Ihrem Leben – wer gehört alles zu Ihrer Familie und wer wird zukünftig mit Ihnen in Crailsheim leben?

Geboren bin ich 1975 in Nürtingen. Dort habe ich auch mein Abitur gemacht und anschließend den Zivildienst beim DRK. Aufgewachsen bin ich in einem 2000-Seelen-Dorf am Rande der Schwäbischen Alb mit meinen beiden Schwestern in einem christlichen Elternhaus, wofür ich sehr dankbar bin. In der Kinder- und Jugendarbeit und im Posaunenchor durfte ich einerseits den Glauben kennenlernen und hineinwachsen und andererseits in der Mitarbeit früh Verantwortung übernehmen. Beim Studium habe ich meine Frau Tina Arnold kennengelernt. Im vergangenen Jahr haben wir Silberhochzeit gefeiert. Zu uns gehören unsere beiden erwachsenen Töchter Anna-Lena und Luisa. Sie werden bei uns zwar noch ein Zimmer haben, ihren Lebensmittelpunkt aber am Studienort haben. Ich hoffe natürlich, dass sie oft zu Besuch kommen und sich in Crailsheim auch wohl fühlen. Meine Frau Tina ist auch Pfarrerin. Bis Sommer 2024 haben wir gemeinsam in der Kirchengemeinde Bonlanden (Filderstadt) gearbeitet. Mittlerweile ist meine Frau Direktorin der Evang. Missionsschule in Unterweissach. Dieser verantwortungsvollen Aufgabe geschuldet, wird auch sie häufig nicht in Crailsheim sein. Für uns beginnt also im Sommer in vielerlei Hinsicht ein neuer Lebensabschnitt. Wir sind sehr gespannt auf das, was uns erwartet.

* Warum haben Sie sich damals für den Pfarrberuf entschieden? Hat es dazu ein besonderes Ereignis gegeben?

In die Wiege gelegt war mir das eher nicht. In der Mittelstufe am Gymnasium habe ich mich für den naturwissenschaftlichen Zug entschieden. Es gab zwei Stränge, die schließlich zur Theologie geführt haben. Der eine war: Ich habe in der ehrenamtlichen Gemeindearbeit gemerkt, dass mich die Theologie interessiert und auch dass es mir Freude macht, Andachten, Bibelarbeiten und Predigten vorzubereiten und durchzuführen. Auch das Organisieren und Leiten fiel mir immer leicht. Andererseits gab es immer wieder Menschen, die mich darauf angesprochen haben, dass sie bei mir eine Begabung fürs Pfarramt und für Leitungsaufgaben sehen und dass sie sich das gut vorstellen können. Manche dieser Menschen sind mir liebe Lebensbegleiter bis heute.

* Weshalb reizt Sie die Stelle als Dekan – und insbesondere diese Stelle in Crailsheim?

Ganz allgemein: Ich mag Herausforderungen und es macht mir Freude, diese anzupacken. Gute Lösungen zu suchen, die den Menschen dienen und Gott ehren, das ist mein Antrieb. Am besten gelingt das nach meiner Überzeugung, wenn man sich gemeinsam auf den Weg macht: sucht, fragt, betet, ringt, diskutiert und dann mutig ins Tun kommt. In der Leitung eines Dekanates geht es in diesen Zeiten voller Veränderungen ganz besonders darum, die Kräfte zu bündeln, mutig und zuversichtlich die Zukunftsthemen anzupacken. Ich denke, dass ich dafür Manches mitbringe und sicherlich auch Anderes noch lernen werde. Dass ich mich auf die Dekansstelle Crailsheim-Blaufelden beworben habe, lag vor allem an den Menschen, die mir begegnet sind. Ich hatte den Eindruck: Hier gibt es eine gute Substanz und hier sind Menschen miteinander unterwegs, die Zusammenarbeit nicht nur von anderen einfordern, sondern vor allen Dingen mit gutem Beispiel vorangehen. Mein „Erstkontakt“ war das Video zur Bezirksfusion. Es hat mir Lust gemacht, mich auf den Weg zu machen in einen Teil unserer Landeskirche, den ich bislang noch nicht kenne.

* Was möchten Sie während Ihrer Dienstzeit angehen – verändern – bewirken? Was für Ideen haben Sie um (wieder) mehr junge Menschen bzw. Familien für die Kirche zu interessieren?

Manche Themen für die nächsten Jahre sind uns vorgegeben, wir haben sie uns nicht gesucht: Die Verwaltungsstrukturreform und mit ihr die Einführung des neuen Rechnungswesens muss gut begleitet werden, der beschlossene Pfarrplan ist umzusetzen, das Immobilienthema wird uns vor manche Herausforderung stellen und sicherlich auch mit dem Abschiednehmen von Liebgewordenem verbunden sein müssen. Und das Zusammenwachsen im fusionierten Kirchenbezirk will auch gut begleitet und weiter gestaltet werden. Ich gehe davon aus, dass das Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamt sich verändern wird. Wenn die Zahl der hauptamtlich Mitarbeitenden vor allem im Pfarrdienst zurückgeht, dürfen wir den Verbleibenden nicht immer noch mehr aufladen. Gleichzeitig sind auf viele unserer Ehrenamtlichen an der Belastungsgrenze und werden nicht einfach die Lücken schließen können und wollen. Da braucht es zwei Dinge gleichzeitig: Innovation und Aufbruch, also das Entwickeln neuer Formen und Wege von Kirche einerseits und genauso auch Exnovation, also das mutige Abschiednehmen und Aufhören von dem, was seine Zeit hatte. Um das angehen und gestalten zu können, müssen wir immer wieder die Frage nach dem „Warum“ stellen und miteinander beantworten: Warum sind wir Kirche? Warum braucht es uns als evangelische Kirche? Wo wir uns dessen gewiss sind, warum wir da sind, können wir dann auch überlegen, was wir tun und wie wir es angehen.

Ideen für junge Menschen und Familien müssen meiner Überzeugung nach von diesen kommen und entwickelt werden. Ich werde demnächst 50 und tue gut daran, nicht meine Ideen an die nächste Generation zu werfen. Wir brauchen Räume für diese Menschen und Liebe für sie und ihre Themen. Und sie müssen Kirche zu ihrem Ding machen dürfen.

* Wo wird man Sie in Crailsheim treffen – und wo nicht? Werden Sie ein Dekan zum „Anfassen“ sein & mit dem man einen Schwatz in der Stadt halten kann?

Wo man mich in Crailsheim treffen wird, das kann ich noch nicht sagen, ich kenne mich einfach noch überhaupt nicht aus. Gerne möchte ich ein ansprechbarer Dekan sein und werde mich sicherlich nicht in meinem Büro verschanzen. Denn Leben ist für mich Begegnung und Glauben kann man nur in Gemeinschaft. Für einen Schwatz bin ich sicherlich zu haben. Und über meinen Lieblingsverein von 1893 aus Cannstatt kann man sicherlich auch mit mir ins Gespräch kommen.

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