Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945, vor 75 Jahren, ermordet. Im April 1943 wurde er wegen „Wehrkraftzersetzung“ festgenommen und im Dezember 1944 schreibt er im Gestapo Gefängnis in Berlin für seine Verlobte Maria von Wedemeyer und seine Familie ein Lied-Gedicht in einem Weihnachtsgruß. Von guten Mächten!
Der Text beginnt mit den Zeilen „Von guten Mächten treu und still umgeben“ und hat insgesamt sieben Strophen. Melodie hatte er dazu keine im gängigen Gesangbuch gefunden. Er weiß sich trotz allem Elend des Gefängnisses in seinem Gedicht, „behütet und getröstet wunderbar.“ Diese bekenntnishafte Botschaft an seine Braut Maria von Wedemeyer und an die Familien bildet das theologische Zentrum dieses Liedes. Und dahinein nimmt er seine Lieben: „So will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr“. Er habe sich noch keinen Augenblick allein gefühlt, schreibt er im Brief zum Lied an Maria und seine Lieben „Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, je stiller es um mich herum geworden ist, desto deutlicher habe ich die Verbindung mit euch gespürt. Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen …“

In der letzten Strophe verändert Bonhoeffer sein Bekenntnis aus dem Eingangsvers, bezieht dann aber die Angeredeten ein: „erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ Bonhoeffer deutet in seinem Brief an, was er mit „guten Mächten“ meint: „Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: „zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken“ so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder.“

Hat Bonhoeffer mit diesem Lied ein Engelslied geschrieben? In der zweiten Strophe wird doch auch klar, dass er von einer bösen Gegenmacht umgeben war: „Noch will das alte unsre Herzen Quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last…“ Bonhoeffer sieht ungewiss in die Zukunft.

Als er Anfang der 1940iger Jahre in den aktiven Widerstand gegen Hitler und das Regime zog war ihm das persönlichen Risikos bewusst. Drei Monate später, kurz vor Kriegsende wird er erhängt. Sein Lied, das so vielen Trost und Zuversicht schenkt, das ist über seinen Tod hinaus lebendig.

So viele Menschen haben durch Bonhoeffers von Guten Mächten Trost und Vertrauen in schweren Zeiten erfahren. Und das doch ganz gewiss auch in der Coronazeit.

Ihr Pfarrer Michael Jag

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